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Die Ordnungshüter

Bereits vor einigen Monaten bekam Leander ein Buch über die Polizei von der Hofheim-Oma geschenkt. Polizei, Feuerwehr, Müllmänner und Notärzte prägen die kindliche Vorstellung von Superhelden.

Das Buch jedoch war einige Zeit in Vergessenheit geraten und wird erst seit kurzem erneut mit regem Interesse gelesen. Vor allem das Kapitel über den Handydieb, zu dessen Ergreifen polizeiliche Finesse gefragt ist, will Leander immer und immer wieder lesen. Diebstahl ist in seinem Moral- und Wertesystem so in etwa das Schlimmste und Verbotenste, was auf dieser Welt möglich ist. Doch ach wie gut, dass es die Polizei gibt, denn die Herren in Grün oder Blau finden schließlich dank modernster Ermittlungstechniken jeden Räuber und bringen ihn hinter Gittern! Auch jenen, der unseren Buggy aus dem Hausflur geklaut hat.

Vor ein paar Tagen steigen an unserer Bushaltestelle zwei Unifomierte aus unserem Bus. Schon als die Türen wieder schließen wollen, registriert Leander, wen er leibhaftig vor sich stehen hatte. Die beiden Polizisten winken Leander freundlich zu, doch wir fahren bereits ab. Leanders erste, ungebtrübte Begeisterung über das Zusammentreffen mit seinen persönlichen Heroen verebbt schnell. Seine Freude kippt. In Verzweiflung und vor allem in Ärger über seine eigenen Unzulänglichkeit. Immerhin hatte er es sich fest vorgenommen, sachdienliche Hinweise zur Überführung unseres Buggydiebes zu geben. Eine Gelegenheit, die er nun einfach so hatte verstreichen lassen.

Das Argument, dass der Buggy schon bereits vor über zwei Jahren aus unserem Hausflur entwendet wurde, ließ das verzweifelte Kindelein vorerst nicht gelten. Erst der Gedanke, er könne die Polizei ja auch anrufen, hat ihn wieder mit sich und der ausführenden Gewalt im Staat versöhnen können.

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