Heute lese ich diesen Beitrag und kann diese Gedankengänge so nachvollziehen. Nachfolgend nur „Böckchen“ genannt hat mich Leander gestern an den Rand der Verzweiflung gebracht. Nachdem wir mit einem Besuch im Streichelzoo beschlossen hatten, den Frühling endgültig einzuleiten, mutierte das Kindelein zu Hause angekommen zu einem sturen, widerborstigen, garstigen und unerträglichen Gesellen, der meinen Geduldsfaden (beinahe) bis kurz vor endgültig „Reissen“ gebracht hätte. Rumpelstielzchen hingegen muss ein Langeweiler gewesen sein…
Es macht mich wütend und sauer zugleich, dass sich das Böckchen anderen, mitunter auch (fast) fremden Menschen wie Prinz „Hab-mich-lieb“ in die Arme wirft, um sich von so viel Charme verzückten Menschen seine Streicheleinheiten abzuholen. Das gleiche Kind probt zu Hause den maßlosen Zwergenaufstand und lotet seine Grenzen immer weiter, immer wieder aus. Mitunter erscheint er mir berechnend in seinen Handlungen, um ganz gezielt Reaktionen bei mir zu provozieren. Böckchen tut dann Dinge, die verboten waren, sind und bleiben. Dann werden Lego-Steine absichtlich durch das Wohnzimmer geworfen, Ostereier von den Zweigen gerissen und vorsätzlich Bücher aus den Regalen ge- und zerrissen oder der Bildschirm mit Playmobil-Figuren maltärtiert. Ein „Nein“ führt nur zu Wiederholung. Wie oft bin ich dann versucht, es einmal, zweimal, dreimal durchgehen zu lassen, wohlwissend, dass Kinder Grenzen brauchen. Aber ich bin manchmal so genervt! Gestern war nur Jan meine Rettung, der einer verzeifelten Mama das Kindelein abnahm, um es offenbar von seinem eigenen Trotz erschöpft völlig vor der Zeit ins Bett bringen musste.
Heute – alles bestens! Böckchen wieder lieb, Mama entspannt.
Könnte es nicht immer so sein?
Ich glaube, es sind diese Unberechenbarkeit und dieser grenzenlose Egoismus, die mich manchmal so unglaublich müde machen. Ich weiß, dass ich von einem 18 Monate alten Kind kein Verständnis dafür erwarten kann, dass auch ich manchmal einfach nur meine Ruhe haben will. Aber so ein bisschen mehr Entgegenkommen wäre wünschenswert. Oder nicht?
Was mich in solchen Momenten rettet ist der Hinweis einer Freundin, die mir sagte, dass Leander sich mir gegenüber nur deshalb so verhalten kann, weil ich (und der Papa) seine engste Bezugsperson, deren Rückhalt er sich bedingungslos sicher ist, bin. An uns kann, muss und soll er sich reiben und seine Grenzen austesten, damit er sich zu einem selbständigen, gesunden jungen Mann entwickeln kann.
Weh tut es trotzdem.
Hier läuft interessanterweise gerade diese Diskussion. Passt irgendwie zum Thema.