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Zahlungsmittel

Heute morgen bekam Leander von seinem Papa 50 Cent geschenkt, mit dem Hinweis, dass man damit am Nachmittag zusammen ein Eis kaufen werde – selbstverständlich ein „Nilleeis“, wie Leander in seiner Variation von „Vanilleeis“ als seinem Lieblingseis gleich betonen mußte. Nach einer kleinen Diskussion, dessen Kernpunkt im Grunde Leanders Wunsch war, dieses Geldstück bis zum Nachmittag ununterbrochen in der Hand zu halten, wurde die Münze in Leanders Hosentasche verstaut. Diese läßt sich mit einem Klettverschluss verriegeln und bot so einen sicheren Ort für Leanders Schatz.

Im Kindergarten mußten durch Leander ersteinmal alle Anwesenden über den unerwarteten Geldregen informiert werden inklusive dem in Aussicht gestellten Einsatzzweck desselben. Man merkte, dass Leander sichtlich stolz war, Geld zu besitzen und damit etwas anzufangen zu wissen.

Stunden später war das Geldstück tatsächlich noch an seinem Platze und nicht verloren gegangen und die Fahrradtour mit Vater und Sohn ging daher zum nächsten Eisladen. Leander stellte sich selbstbewußt vor die Eistheke und versuchte ungeachtet einer wartenden Schlange seinen Wunsch nach dem „Nilleeis“ an die Eisverkäuferin zu richten. Früher oder später bekam er sein Eis dann auch und überreichte stolz und souverän der Dame hinter dem Tresen sein Vermögen.

Glücklich lief er zurück zu seinem Platz um dann doch unvermittelt stehen zu bleiben. Ein kurzer Blick auf das Eis in seiner Hand, ein Nachdenken, dann ein sehr unglücklicher Gesichtsausdruck und ein ungläubiger Blick zurück zur Verkäuferin. „Mein Geld!“ schallte es in betrogen geglaubtem Klang über den Gehweg. Hatte diese Frau doch einfach so – mir nichts dir nichts – Leanders Münze behalten! Die Münze, die er sorgsam den ganzen Tag gehütet hatte und am Körper trug. Weggenommen und nicht wiedergegeben. Leander war offensichtlich „betuppt“ worden. Die Welt war ungerecht und der Eisladen der Gipfel dieser Ungerechtigkeit. Einfach behalten, hatte die Frau das!

Bemühte Versuche von Leanders Papa, das währungsbasierte Marktprinzip im Wirtschaftssystem Deutschlands in für knapp Dreijährige verständlicher Form zu erklären halfen nicht. Erst die Erinnerung an das leckere Eis in Leanders Hand führten zu einer Gemütsberuhigung. Nach dem dritten Löffel war alles wieder gut.

Trotzdem wird Leander wohl beim nächsten Mal sehr genau aufpassen, dass er nicht wieder einer solchen Gemeinheit aufsitzt…

8 Antworten auf “Zahlungsmittel”

  1. soulsilence
    25. Juni 2009 10:19
    1

    Och nee, wat süß! Der arme Kerl, das ist aber auch eine himmelsschreiende Ungerechtigkeit!

    Sehr schön beschrieben, danke für das Schmunzeln am Morgen!

  2. agichan
    25. Juni 2009 13:25
    2

    *prust* Sehr schön.
    Was da noch alles auf mich zukommt.. weia. :)

  3. tonni
    25. Juni 2009 16:09
    3

    Ach weh, armer Kerl! Ist ja aber uach verflixt schwer zu begreifen….

  4. Sandra
    25. Juni 2009 22:07
    4

    Von wegen….übers gehauen…bei usn kostet das eis drei Mal so viel. Leander,Du hast einen extragünstigen Preis erwischt…

    Oder hat Dein Papa noch was dazugegeben???

  5. Nicole
    26. Juni 2009 11:10
    5

    Hach,ich hab gerade Tränen gelacht. Man hat diese Bilder direkt vor Augen. Absolut süß.
    Das Eis ist ja wirklich günstig… ihr Glückspilze.:-)

  6. Jan
    26. Juni 2009 11:34
    6

    Streng genommen hat Leanders Papa noch 30 Cent heimlich zugezahlt… ;)

  7. june
    27. Juni 2009 21:00
    7

    ein gruß aus dem stillen aber immer noch stürmischen wasserglas!

  8. Susan
    3. Juli 2009 17:24
    8

    ohhhh, der arme Kerl ;-)