schmutziger Meter
24. Juli 2010 von Jan über Leander (3 Jahre und 11 Monate und 1 Tag).Wie kann es eigentlich sein, dass nach einem Spielplatzbesuch so viel Dreck auf knapp einen Meter Körperlänge passt?
Wie kann es eigentlich sein, dass nach einem Spielplatzbesuch so viel Dreck auf knapp einen Meter Körperlänge passt?
Die zurückliegende WM war wohl das erste sportliche Großereignis, dass der Erstgeborene bewusst miterlebt hat. War ja auch nicht schwer, denn immerhin ließen sich Leanders Eltern vom Fußballfieber anstecken und schleppten die Kinder beim Spiel der deutschen Mannschaft zum Public-Viewing mit in den Biergarten mit angeschlossenem Spielplatz. Wahlweise luden sich Leanders Eltern auch Nachbarn ein oder setzten sich am Abend auf den heimischen Balkon, um die Spiele zu verfolgen.
Leanders kennt daher schon wenigstens einen Spieler. Weil der einen für ihn doch sehr eindrücklichen Namen hat: Kaká. Und so fragte Leander allabendlich, ob beim gegenwärtigen Fußballspiel auch Kaká mitspiele. Irgendwann mussten wir Leander erklären, dass Kaká nun gar nicht mehr mitspielen dürfte, weil seine Mannschaft aus dem Turnier geflogen sei. Das hat er irgendwie nicht verstanden und fand es doch sehr unfair, dass man „seinen“ Spieler nicht mehr mitspielen ließ.
Flemmi hielt es eher mit der deutschen Mannschaft und lernte im Verlauf der vergangenen vier Wochen, immer dann zu klatschen, wenn alles um ihn herum wie von der wilden Hummel gestochen „SCHLAAAAAND“ brüllte. Klatsch klatsch klatsch.
Gestern abend, erster Abend seit WM-Ende. Leanders Eltern sitzen wieder einmal auf dem Balkon. Es gibt Bier und Knabbereien. Allerdings keinen Fußball sondern Konserve. Leander liegt bereits im Bett, die Eltern wohlwissen Fußball schauend. Rufe aus seinem Bett:
Leander: Schaut ihr Fußball?
Leanders Eltern: Nein.
Leander: Warum nicht?
Papa: Weil Fußball vorbei ist.
Leander: Fußball ist vorbei? Warum?
Papa: Weil die jetzt alle ganz lange gespielt haben und die Spieler nun Urlaub haben.
Leander: Urlaub? Die haben jetzt Urlaub?
Papa: Ja.
Leander: Sind die jetzt am Strand?
Papa: Ja, kann sein.
Leander: Sind die dann jetzt alle nackisch?
Mit Vorliebe betrachtet das große Kindelein das Fotoalbum, in welchem Bilder seiner Eltern chronologisch geordnet sind. Darin auch die historisch wertvolle Aufnahme von zwei noch ziemlich jungen Menschen (Mama und Papa, damals beide so knapp über 20), die in den gemeinsamen Urlaub aufbrechen werden.
Fragt mich das Kindelein neulich beim wiederholten Betrachten der Aufnahme ganz direkt: „Und wo bin ich da?“
Ich komme ins Trudeln, überlege, wie ich dem Nachwuchs erklären soll, dass eine Liebebeziehung auf diesem Foto nicht einmal in Ansätzen geplant war.
Entscheide mich für eine vermeintlich bequeme Variante und antworte: „Nicht da.“
Das Kind wirkt unbefriedigt und hakt nach: „Und wo bin ich da?“
Das Kind will es genau wissen. Wie antworten? Philosophisch? Theologisch? Metaphysisch?
Erscheint mir alles nicht altersgerecht. Ich versuche es mit: „Du bist die Ãœberraschung. Du bist da, aber Mama und Papa wissen es noch nicht. Sonst wäre es ja keine Ãœberraschung mehr. Das ist wie ein Geschenk.“
„Ich bin das Geschenk?“, fragt das Kind.
„Ja, das bist Du wirklich, ein Geschenk.“